Ein Gespräch mit Yves Hess und Reto Schönenberger


Im Curling Club Zug wird Nachwuchsarbeit nicht einfach gemacht – sie wird gelebt. Seit fast zwei Jahrzehnten hat Yves Hess als Ausbildungschef das Zentrum mitgeprägt. Nun übergibt er die Verantwortung an Reto Schönenberger, der selbst durch das Zuger Juniorenprogramm gegangen ist. Gemeinsam erzählen sie von ihrer Philosophie, von kleinen und grossen Erfolgen – und davon, wie gute Strukturen auch die nächste Generation tragen können.

Was motiviert Euch persönlich, Euch für die nächste Generation einzusetzen?

Reto Schönenberger: Während meiner langen Juniorenzeit durfte ich auf verschiedenen Ebenen von viel Knowhow profitieren – sei es durch SWISSCURLING in den verschiedenen Kadergefässen oder durch den Curling Club Zug. In diesem Sinne gebe ich gerne etwas weiter, in der Hoffnung, dass ein paar junge Menschen etwas mitnehmen können.

Yves Hess: Mich hat es schon früh begeistert, junge Athletinnen und Athleten zu unterstützen und auf ihrem Curlingweg weiterzubringen. Die Freude, mit der diese jungen Leute unseren tollen Sport betreiben, hat mich über all diese Jahre angespornt.

Was ist Euch im Umgang mit den Jugendlichen besonders wichtig?

Reto: Ich erwarte nicht, dass alle Juniorinnen und Junioren aus unserem Club den Weg in den Spitzensport gehen. Viele kommen ein- bis zweimal pro Woche aufs Eis, um Spass zu haben – und genau das soll Platz haben, das gilt es für mich zu fördern.

Den Ehrgeiz versuche ich über die Selbstwahr-nehmung zu fördern: Wenn Jugendliche merken, was ihr Körper tut, entsteht oft ganz von selbst der Wunsch, besser zu werden.

Wie funktioniert bei Euch der Wissenstransfer im Trainingsalltag?

Reto: Dadurch, dass wir die älteren Juniorinnen und Junioren bereits in den Trainingsbetrieb der Jüngsten einbinden, geschieht beinahe von Beginn weg ein Erfahrungsaustausch. Ich bin überzeugt, dass die Älteren von diesem System genauso profitieren wie die Jüngeren, da sie den Input, den sie beispielsweise von mir erhalten, zeitnah umsetzen und umwandeln müssen, sodass er auch die Kleinsten erreicht.

Yves: Immer wieder führen wir Workshops mit erfahrenen Zuger Athletinnen und Athleten oder Coaches durch – zum Beispiel mit Annick Lusser, Stefan Meienberg, Jan Hess oder Kevin Wunderlin. Im letzten September beispielsweise haben wir ein Video auf dem Eis aufgenommen, worauf wir im Techniktraining mit den Juniorinnen und Junioren speziell achten sollten. Dies wurde anschliessend an alle Leiterinnen und Leiter verschickt.

Welche Strukturen, Formate oder Prinzipien haben sich über die Jahre bewährt?

Yves: Wir haben in all den Jahren vieles ausprobiert und uns stets weiterentwickelt. Der rote Faden: die Jugendlichen früh an die Leitertätigkeit heranzuführen und sie dafür zu begeistern. Entsprechend helfen heute einige bereits ab 14 Jahren als sogenannte J+S-1418leiter und betreuen später selbständig ein Juniorenteam als Coach.

Weitere bewährte Formate sind etwa «Bring a friend» in der Cherry-Abteilung, das Eltern-Plauschcurling oder das Cherry-Veteranen-Turnier, das jeweils an einem März-Nachmittag stattfindet. Zudem versuchen wir uns auch im Sommer ab und zu als ganze Juniorenabteilung bei einer sportlichen Aktivität zu treffen.

Welche Rolle spielt die Unterstützung durch den Club?

Yves: Die grosszügige Unterstützung in unserem Club ist auf jeden Fall besonders hervorzuheben – nicht nur finanziell, sondern auch durch die Freude an den Kindern und Jugendlichen!

Bereits unsere Cherries – amtierende Schweizermeister – tragen den Clubnamen mit Stolz auf ihren Jacken. Alle haben verstanden, dass nur eine solide Basis den Fortbestand eines grossen Curling Clubs sichern kann.

Wie erlebt Ihr die Stabübergabe – und was sind Eure Erwartungen für die Zukunft?

Reto: In den fast 20 Jahren, in denen Yves diese Stelle geleitet hat, hat sich das Aufgabenfeld derart vervielfacht, dass es für eine einzelne Person kaum mehr zu bewältigen ist. Umso mehr schätze ich die Unterstützung durch verschiedene Clubmitglieder – sei es bei der Organisation von Turnieren oder bei der Trainingsplanung. Dafür bin ich sehr dankbar. Natürlich bleibt es ein Sprung ins kalte Wasser, aber im Notfall kann ich jederzeit auf die Unterstützung von Yves zählen.

Yves: Seit 19 Jahren bin ich beim CC Zug als Chef Ausbildung für die Cherry Rockers und die Juniorenabteilung verantwortlich. Es freut mich sehr, dieses Amt nun an einen meiner ehemaligen Junioren weitergeben zu dürfen. Auch bei den Cherry Rockers macht meine Frau Denise einen unglaublichen Job – unterstützt von engagierten Curling-Eltern und Veteranen.

Ich bin stolz, dass wir stetig wachsen und heute über 60 Cherries und Juniorinnen und Junioren aufs Zuger Eis bringen und auf ihrem Weg begleiten dürfen. Und ich bin überzeugt, dass Reto diese Philosophie tragen und weiterführen wird.

Ein Modell, das Schule machen darf

Die Nachwuchsarbeit des CC Zug zeigt eindrücklich, was möglich ist, wenn ein Club über Jahre hinweg eine klare Linie fährt – mit Engagement, Offenheit für Neues und dem Willen, Verantwortung weiterzugeben. Der Nachwuchs ist nicht einfach Zukunft – er ist bereits Gegenwart. Und Zug lebt das mit beeindruckender Konsequenz und Vorbildcharakter.

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