Patrick Kindl, Leiter Kommunikation SWISSCURLING


Im Februar 2026 kehrt Curling ins traditionsreiche Olympiastadion von Cortina zurück, genau 70 Jahre nach den Spielen von 1956. Im April 2025 wurde der Schauplatz schon einmal auf olympische Tauglichkeit geprüft. Die Nachwuchs-Weltmeisterschaft diente als offizieller Test-Event für die kommenden Spiele, eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einem reibungslosen Grossanlass.

Doch was genau passiert eigentlich bei einem solchen Test-Event? Für Eeva Röthlisberger, Head of Competitions bei World Curling, war die Junioren-WM weit mehr als nur ein sportlicher Fixpunkt im Jahreskalender. «Der Test-Event ist da, um zu sehen, was man vor den Olympischen und Paralympischen Spielen noch verbessern muss», erklärt Röthlisberger, die seit über 15 Jahren bei World Curling tätig ist – davon sieben in ihrer aktuellen Funktion.

Vergleichen kann man die beiden Events zwar nicht. Und trotzdem können wichtige Erkenntnisse mitgenommen werden. Dass in Cortina noch nicht alles bereit ist, zeigte sich schnell. Das ehrwürdige Olympiastadion präsentierte sich teils noch als Baustelle. Garderoben, Büros oder die Mixed-Zone konnten nicht wie geplant genutzt werden. «Wir möchten den kompletten Weg der Athletinnen und Athleten simulieren, vom Eintreffen in die Halle, über den Wettkampf bis hin zu den Interviews und zur Dopingkontrolle. Das war so leider noch nicht möglich», erklärt Röthlisberger. Dafür überzeugte der Eisbereich. Die Entfeuchtung, die Abmessungen und das Field of Play entsprachen weitgehend dem Standard und werden durch Feinarbeiten noch verbessert werden.

Der Spielplan selbst stand bei diesem Event kaum im Fokus. «Dieser wurde schon vor rund zwei Jahren festgelegt», sagt Röthlisberger. Viel wichtiger war die Überprüfung von logistischen Abläufen, technischen Systemen und der Einsatzplanung der Volunteers. Wer 2026 bei den Olympischen Spielen im Curling-Bereich dabei sein will, muss bereits an den Test-Events aktiv mitwirken. «Dahinter steckt einerseits der Team-Building-Gedanke und andererseits die ganze Ausbildung, damit man nicht erst bei den Olympischen Spielen mit der Schulung beginnt», schildert Röthlisberger. Bei den Zeitnehmern wurde ausserdem darauf geachtet, einen grossen Anteil einheimischer Personen zu berücksichtigen, um das Know-how lokal und nachhaltig zu verankern. Mit Marco Gabrieli (Curling Schaffhausen) und Philipp Bader (Präsident CC Baden Regio) waren übrigens auch zwei Schweizer Statistiker im Einsatz. 

Trotz mancher Herausforderung läuft die Zusammenarbeit mit dem lokalen Organisationskomitee (LOC) erfreulich gut. «Sie sind offen und hören uns zu – das ist nicht selbstverständlich», betont Röthlisberger und ergänzt: «In Peking hatten sie beispielsweise das Gefühl, sie wissen alles besser als wir.» Besonders wertvoll sei dieses Mal die Einbindung von Tom Brewster. Der ehemalige Schottische Spitzencurler und Silbermedaillengewinner von Sotschi 2014 berät das LOC als Sportmanager in allen sportartenspezifischen Belangen. 

Ein besonderes Highlight erwartet die Fans übrigens auf architektonischer Ebene: Die markante Holzfassade im Inneren des Olympiastadions bleibt erhalten. «Das freut nicht nur uns, sondern auch das Fernsehen, weil es extrem schöne Bilder gibt», schwärmt Röthlisberger. Die an der Seite der Halle aufbereiteten Zusatz-Rinks weichen für die Spiele einer Zusatztribüne, was nochmals 800 bis 1000 Plätze bringt.

Ein Test-Event wäre aber kein echter Test, gäbe es nicht auch ungeplante Zwischenfälle. «Tatsächlich führen wir an Test-Events normalerweise Stresstests durch und stellen beispielsweise absichtlich den Strom ab. Das mussten wir dieses Mal nicht, weil der Strom von selbst verschwand», schmunzelt Röthlisberger. Ganze sechs Mal war während der Junioren-WM «Lichterlöschen» angesagt. «Zum Glück dauerten die Stromausfälle nie lange. Der Vorteil war, dass wir gleich mehrfach – wenn auch ungewollt – testen konnten, ob die Kompressoren anspringen und die Systeme funktionieren.» Das hat bestens geklappt, berichtet Röthlisberger.

Eine besondere Herausforderung stellte ein Ereignis ausserhalb des Sports dar. Der Tod des Papstes während des Turniers führte in Italien zu einem landesweiten Stopp aller nationalen Sportveranstaltungen. Auch die Medaillenspiele standen auf der Kippe. Bis eine Entscheidung getroffen wurde, musste der Spielstart verzögert werden. «Das war organisatorisch sehr anspruchsvoll, hat aber sehr gut funktioniert.» Weil es sich um einen bereits gestarteten und internationalen Anlass handelte, konnte die WM zu Ende gespielt werden. 

Was bleibt nach diesem Testlauf? «Viele Dinge sind bereit, an anderen muss noch geschliffen werden», fasst Röthlisberger zusammen. Die Prozesse funktionierten einwandfrei und auch der Eisbereich und die Technik überzeugten. Die restlichen Baustellen werden nun Schritt für Schritt abgeschlossen. Eine weitere Begutachtung durch World Curling ist für den Herbst geplant, im November folgt dann die offizielle Inspektion der Nationalen Olympischen Komitees.

Der Countdown läuft – Cortina ist auf Kurs!

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