Reto Seiler, Redaktion «Hit & Roll»


Die Veteranenbewegung im Schweizer Curling hat einen historischen Schritt vollzogen. An der Delegiertenversammlung vom 14. Mai 2025 in der CBA Bern wurde die Auflösung der Schweizerischen Curler-Veteranen Vereinigung (SCVV) einstimmig beschlossen. Damit endet nach über drei Jahrzehnten ein eigenständiges Kapitel – und es beginnt ein neues, innerhalb der Strukturen von SWISSCURLING.

Was auf den ersten Blick wie ein organisatorischer Umbau wirkt, ist das Ergebnis eines durchdachten Prozesses, getragen von Dialog, Weitsicht und einem gemeinsamen Ziel: die Anliegen und Interessen der Veteraninnen und Veteranen auch künftig wirkungsvoll zu vertreten.

Ein starkes Fundament mit langer Geschichte

Die SCVV wurde Anfang der 1990er-Jahre als Unterorganisation des Schweizerischen Curling Verbandes gegründet – mit dem Ziel, den Curlingsport im höheren Alter zu fördern, Interessen zu bündeln, Turnierkalender zu koordinieren und ein aktives Netzwerk zwischen den Clubs zu pflegen. Mit Engagement und Verlässlichkeit schuf die Vereinigung über Jahrzehnte die Rahmenbedingungen, damit Curlerinnen und Curler im Rentenalter sportlich aktiv und sozial eingebunden bleiben konnten.

Besonders das seit 2003 jährlich durchgeführte Veteranen Masters in Bern mit bis zu 48 Teams wurde zu einem Meilenstein der Bewegung. Es erfreute sich jahrelang grosser Beliebtheit und galt lange als inoffizielle Meisterschaft der Veteranen.

Die Ironie des Erfolgs

Der Anstoss zur Wandlung kam aus den eigenen Reihen: 2019 sprach sich die SCVV für die Einführung einer offiziellen Schweizer Veteranen-Meisterschaft aus – ein Wunsch, den SWISSCURLING gerne aufnahm. Seit 2022 ist diese Meisterschaft etabliert.

Doch dieser Erfolg brachte einen Systemwechsel mit sich: SWISSCURLING entschied, künftig alle Altersgruppen gleich zu behandeln. Damit entfielen Beiträge wie zur Deckung der Eismiete fürs Veteranen Masters und die Pauschale pro lizenzierten Veteranen. Als Unterorganisation ohne eigene Mitgliedsbeiträge, verlor die SCVV damit ihre finanzielle Basis, der Wegfall dieser Alimentierung machte eine Weiterführung im gewohnten Rahmen unmöglich. In enger Absprache mit SWISSCURLING wurde deshalb ein geordneter Übergang vorbereitet. Letztlich war es die eigene Erfolgsgeschichte, die die nächste Phase und schliesslich die Auflösung der SCVV eingeläutet hat.

Ein kontrollierter und breit abgestützter Übergang

Nach dem Grundsatzentscheid des SWISSCURLING-Verwaltungsrats im Sommer 2023 wurde gemeinsam mit dem Vorstand der SCVV ein neuer Weg gesucht – und gefunden. Die Delegiertenversammlung 2024 vertagte einen ersten Auflösungsentscheid und setzte stattdessen die achtköpfige Arbeitsgruppe «Veteranen Future» ein, die unter der Leitung von Hans Peter (CC Luzern) ein tragfähiges Integrationsmodell erarbeitete.

Nach einem Jahr der Vorbereitung wurde der Antrag zur Auflösung der SCVV an der HV vom 14. Mai 2025 mit 41 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Der Entscheid war klar, der Ton respektvoll, die Perspektive konstruktiv. Patrick Reber, neuer Geschäftsführer von SWISSCURLING, und Markus Nydegger, Verwaltungsrat und Verantwortlicher unter anderem für die Veteranen, nutzten dabei die Gelegenheit, sich direkt an die Veteranenvertreterinnen und -vertreter zu wenden. Das gewonnene Vertrauen in den eingeschlagenen Weg war deutlich spürbar. 

Gleichzeitig wurden vier neue Veteranenvertreter in den Breitensportrat von SWISSCURLING gewählt, ein fünfter hat sich umgehend nachgemeldet:

  • Marcel Weibel, CC Baden Regio
  • Hans Engler, CC Thurgau
  • Stephan Grieb, CC Bern-Saanenmöser
  • Hubert Pätz, CC Limmattal
  • Kuno Meier, CC Oberwallis

Ziel ist es, mittelfristig mindestens sechs Veteranenvertreter aus allen Landesteilen im Breitensportrat zu stellen. Interessierte können sich gerne bei Erich Baumgartner, CC Baden Regio, melden.

Künftig werden also die Interessen und Anliegen der ältesten Generation durch die Veteranenvertreter wahrgenommen und über den Breitensportrat bei SWISSCURLING eingebracht. Die bisher von der SCVV übernommenen Aufgaben wie die Pflege und Kommunikation der Turnierübersicht oder die Vernetzung der Veteranenverantwortlichen – werden künftig von SWISSCURLING übernommen.

Auch das beliebte Veteranen Masters bleibt erhalten – neu getragen von der Veteranen-Gemeinschaft Bern, die, wie man mir versichert hat, mit viel Engagement und Erfahrung dafür sorgen wird, dass es in guten Händen bleibt. Finanziert wird es aus dem Restvermögen der SCVV. 

SWISSCURLING führt zudem die jährliche Sitzung der Veteranen-Obfrauen und -Obmänner weiter – der nächste Termin ist bereits gesetzt: 6. Mai 2026.

Ein Rückgrat, das nicht bricht

Die Zahl spricht für sich: Mehr als 40 Prozent der lizenzierten Curlerinnen und Curler in der Schweiz sind im Veteranenalter. Diese Gruppe sorgt für Betrieb in den Hallen, stärkt die Mitgliederbasis der Clubs und trägt wesentlich zur Finanzierung des Verbands bei.

Veteranen spielen häufig tagsüber und unter der Woche und halten so den Spielbetrieb lebendig – mit Leidenschaft, Erfahrung und Gemeinschaftssinn. Sie beleben die Turnierlandschaft und tragen mit ihren Mitgliederbeiträgen auch das Spitzencurling mit.

Die Auflösung der SCVV bedeutet keine Schwächung, sondern eine Neupositionierung – bewusst, gemeinsam und wie in Bern zu spüren war: Voller Zuversicht.

Ein Blick nach vorn

Marcel Süsskind brachte es in seiner Laudatio treffend auf den Punkt: „Curling hat bei den über 60-Jährigen an Attraktivität gewonnen – heute werden pro Saison in der Schweiz gut 50 Veteranenturniere ausgetragen. Es hat sich gezeigt, dass Curling bis ins hohe Alter gespielt werden kann. Pensionierte bleiben heute länger aktiv als früher.“ 

Mit der Integration endet ein Kapitel – doch ein neues beginnt. Die Veteranenbewegung wird innerhalb von SWISSCURLING künftig nicht weniger sichtbar, sondern klar eingebunden sein. Die neue Struktur schafft Stabilität, stärkt die Zusammenarbeit – und bewahrt die Identität der Veteraninnen und Veteranen.

Fazit

Diese Entscheidung war keine Kapitulation, sondern ein Zeichen der Reife. Die Veteranenbewegung hat gezeigt, wie man Wandel gestaltet, ohne Identität zu verlieren. Curling ist nicht nur ein Sport, sondern für alle Curlerinnen und Curler ein generationenverbindendes Kulturgut. Und wer heute das 60. Lebensjahr erreicht, hat mehr Möglichekeiten denn je, aktiv, engagiert und mit Freude Teil der Curlingfamilie zu bleiben.

Die SCVV geht – aber der Veteranen-Geist lebt weiter.

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