Sportlicher Erfolg und Popularität gehen meistens einher, manchmal aber galoppiert das eine davon. Und so ist es im Rückblick eher überraschend, dass Luzia Ebnöther zwar sechs internationale Medaillen gewann, ihr das oberste Treppchen aber stets verwehrt blieb. Denn in den Nullerjahren war klar: Wer in der Schweiz von Curling sprach, der meinte damit auch Luzia Ebnöther.

Herzlich, bodenständig, natürlich, spontan. So kannte man Luzia Ebnöther aus den Fernsehübertragungen, und genauso war und ist sie auch im «richtigen» Leben. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass an den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City der Curlingfinal der Frauen das meistbeachtete TV-Ereignis in der Schweiz war. Das Spiel ging zwar verloren, doch eine ganze Nation hat mitgefiebert, mitgejubelt, aber auch mitgelitten, und eventuell sogar mitgeweint, als der Traum vom Olympiagold mit dem letzten Stein der Gegnerin platzte. Auf jeden Fall half die ganze Nation, die Tränen wieder zu trocknen und feierte Luzia Ebnöther gebührend – als Siegerin der Herzen!

Eine gelungene Zusammenfassung mit den Höhepunkten aus Luzia Ebnöthers Curling-Karriere und ein sympathisches Interview gab es 2018 im «Pyeongchang-Studio» des Schweizer Fernsehens. Das sehenswerte Video ist hier noch immer abrufbar: Zum Video.

 

Liebe Luzia, spielst Du noch aktiv Curling oder hast Du sonst noch einen Bezug zum Curling?

Nein, seit nunmehr 2 Jahren hatte ich keine Curling-Schuhe mehr an den Füssen.

Verfolgst Du die aktuellen Meisterschaften, kennst Du die Spitzenteams?

Ja, das mache ich noch, auf jeden Fall. Da sind doch noch Spitzencurler/innen dabei, welche ich als «Junior/in» kennengelernt und zum Teil auch betreut habe. Zudem ist es in der heutigen Zeit interessant, diese Spiele auch auf Youtube sehen zu können. Wenn immer ich Zeit dazu habe, schaue ich mir die Spiele an.

Hast Du das Curling «ersetzt» durch einen anderen Sport, ein anders Hobby?

Nach der Curlingkarriere habe ich angefangen Tennis zu spielen, was mir sehr viel Freude bereitet! Anfangs mit Tennisstunden und nunmehr «just for fun», im Sommer aber doch so ein- bis zweimal pro Woche. Ebenfalls eine positive «Nebenwirkung» ist, dass ich einfach mal in die Ferien kann oder Skifahren, reisen etc., und zwar wenn ich Lust dazu habe, ohne auf die Saisonplanung schauen zu müssen.

Was hat Dich damals bewogen, einen «Schlussstrich» zu ziehen?

Das waren verschiedene Faktoren: Einerseits die erneute Knieverletzungen und andererseits auch, dass ich auf die neue Saison neue Mitspieler benötigt hätte und einen Aufbau eines neuen Teams doch mindestens eine Saison braucht. Die knappe Nicht-Qualifikation für die Olympischen Spiele in Turin 2006 spielte dabei sicherlich auch eine entscheidende Rolle. Wer einmal für die Schweiz international spielen durfte und Erfolge feiern konnte, möchte wieder auf diese «Bühne» zurück, doch der Weg dorthin ist lange. Zudem: nach 24 Jahren Spitzensport fand ich es auch an der Zeit, die etwas persönlicheren Dinge zu pflegen und zu geniessen, was mir doch lange verwehrt blieb in der Spitzencurling-Zeit. Durch meine über zweijährige Tätigkeit als Juniorinnen-Nationalcoach und Coach eines Eliteteams konnte ich auch viele Erfahrungen weitergeben, was mir sehr wichtig war!

Was erfüllt Dich heute? Und was hättest Du keinesfalls mit Deiner Curling-Karriere kombinieren können?

Heute erfüllen mich die neu gewonnene Freizeit und Dinge zu tun, auf welche ich doch lange Zeit verzichten musste. Wie schon erwäht: Ich kann heute in die Ferien, wann ich will, oder Länder auch etwas ausgedehnter bereisen; eigentlich ganz banale Dinge, kurz: das Leben als «Normalo» J
Dazumal hätte ich eine zusätzliche Ausbildung oder eine längere Reise mit meiner Curling-Karriere sicherlich nicht kombinieren können.

Könntest Du die Zeit zurückdrehen: Würdest Du Curling wieder dieselbe Bedeutung zumessen? Und würdest Du zum selben Zeitpunkt «quittieren»? 

Auf jeden Fall! Meine Karriere war auch eine sehr gute Lebensschule mit sehr viel Positivem und unglaublich tollen, unvergesslichen Momenten! Für mich stimmte das Karriereende, denn ich konnte mit 13 Jahren von guten Curlern lernen, das Gelernte umsetzen, ein unglaublich tolles Team um mich haben, unvergessliche Erfolge feiern und schlussendlich all meine Erfahrungen weitergeben! Somit ist der Kreis geschlossen.

Ebnöther Ice

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