MADLAINA BREULEUX

Liebe Madlaina, kannst Du Deine Curling-Karriere kurz skizzieren: Wann und wie bist Du zum Curling gekommen?

Curling hat in unserer Familie schon lange eine wichtige Rolle gespielt: mein Grossvater hat in Scuol, Engadin,bereits Curling gespielt und ist mit seinen eigenen 2 Steinen an Open Air-Turniere gefahren. Die Freude am Curling hat sich dann auf meine Mutter und meinen Vater übertragen und so hatten meine Zwillingsschwester Selina und ich in unserer frühen Kindheit das «vermeindliche Vergnügen» auf den Schlittschuhen neben den Curlingrinks unsere Zeit verbringen zu müssen, während die Erwachsenen Curling spielen durften.

Als Selina und ich dann 11 Jahre alt waren (1983), gab es zu Weihnachten einen Curlingkurs geschenkt – endlich durften wir selbst spielen! Noch im selben Winter hatten wir dann die Möglichkeit in der Curlinghalle Bern bei den Juniorinnen anzufangen. Für diejenigen unter euch, die sich noch an die alte CBA Halle erinnern können: das Eis was super schnell – und so wurden wir schon bei unserer ersten Stunde vom Eismeister gerügt, da wir, mit Open Air Erfahrung, die Steine mit Vollgas ins Hack geschleudert hatten. Sehr schnell haben wir uns jedoch den Verhältnissen angepasst und Caroline Balz und Mirjam Ott kennengelernt. Da wir alle 4 gleich alt waren und gleichermassen begeistert waren vom Curling, haben wir dann die gesamte Juniorinnenzeit (7 Jahre) zusammengespielt.

Schon in unserem ersten Jahr haben wir an der Juniorinnen Schweizermeisterschaft in Leukerbad teilgenommen; wir wurden zwar zweitletzte, aber die Freude war dennoch gross, dass wir nicht letzte wurden und unsere Motivation noch grösser uns zu verbessern. Aus diesen Jahren habe ich viele tolle Erinnerungen und bin sehr dankbar für die Unterstützung, die wir bekommen haben, u.a. von Carolines Gotti (sie hat uns unsere ersten schottischen Kilts (Bild) gesponsert) und auch von Cristina Lestander, die uns ein paar Jahre trainierte und uns gezeigt hat, wie wir mit der Nagelfeile unsere ersten Asham Schuhe bearbeiten mussten, um beim Sliden nicht abzudriften.

Was war Dein persönliches Highlight in Deiner Curlingkarriere?

Während meiner aktiven Curlingzeit habe ich in 4 Teams gespielt (immer mit Selina!) und dabei an 22 Schweizermeisterschaften (3x Gold, 7x Silber, 1x Bronze Vermerk…bin mir nicht mehr sicher, ob das so stimmt?) sowie an unzähligen internationalen Turnieren im In- und Ausland teilgenommen. Zu den Highlights gehörten sicher die Europameisterschaften in Sundsvall (Schweden, 1994) sowie die Weltmeisterschaften in Brandon (Kanada, 1995) mit dem Team Leukerbad (Skip: Graziella Grichting), wo ich zum ersten Mal auf dem internationalen Parkett die Schweiz vertreten durfte.

MADLAINA BREULEUX

In den darauffolgenden Jahren habe ich dann im Team Zug gespielt (Skip: Cristina Lestender) und zusammen haben wir an den Weltmeisterschaften 1998 in Kamloops (Kanada) teilgenommen. Ich erinnere mich noch gut, wie wir nach unserem letzten Gruppenspiel hinter dem Rink gesessen sind und nervös das Spiel auf dem Nebenrink verfolgt hatten – denn es gab eine theoretische Möglichkeit noch ins Halbfinale zu kommen. Doch wie das manchmal so ist im Sport, dazu kam es dann leider nicht. Als Team waren wir jedoch stark und pflegen bis heute unsere Freundschaft. Die letzten Jahre meiner aktiven Curlingkarriere habe ich im Team Bern gespielt (Skip: Nicole Strausak), wobei wir die Europameisterschaften in Grindelwald (2003) und die Weltmeiserschaften in Winnipeg (Kanada, 2004) gespielt haben. Währendem ich auf eine erfolgreiche und erfüllte Curlingkarriere zurückblicken kann, so bleibt der kleine Wermutstropfen, dass es nie für eine internationale Medaille gereicht hat.

MADLAINA BREULEUX

Ich schaue jedoch sehr gerne auf diese Zeiten zurück. Zum einen auf die daraus entstandenen Freundschaften, die unglaubliche Unterstützung, die wir bekommen haben von ganz unterschiedlichen Menschen – aber auch die Möglichkeit als Mensch zu wachsen und aus den Erfahrungen zu lernen: sich als Team zu entwickeln, an seinen eigenen Schwächen zu arbeiten und dabei Respekt und Vertrauen in seine Mitspielerinnen zu haben, immer mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen voranzukommen.

Was hat Dich damals bewogen, einen «Schlussstrich» zu ziehen? Und hast Du das Curling ersetzt durch einen anderen Sport, ein anders Hobby, Beruf, Familie?

Einen Schlussstrich unter meine aktive Curlingkarriere habe ich gezogen, als wir die hart umkämpfte Olympiaqualifikation für die Teilnahme in Turin (2006) nicht geschafft hatten. Ich wusste bereits vor den Qualifikationsspielen, dass ich meine Curlingschuhe «an den Nagel hängen» würde, wenn es uns nicht gelingen sollte nach Turin zu fahren. Ich hatte während diesen aktiven Jahren im Curling nebenher noch Molekularbiologie studiert und meine Dissertation gemacht – und wollte nun meine berufliche Karriere in Angriff nehmen. Dabei hatte ich leider nicht mehr die Möglichkeit weiterhin soviel auf dem Eis zu sein, um auf das nächste Ziel – Olympia Vancouver 2010 – hinzuarbeiten. Es war sicher kein einfacher Entscheid – Curling hatte und hat immer noch einen wichtigen Platz in meinem Herzen.

Unterdessen arbeite ich bei «Big Pharma» (Roche) in Basel in der global klinischen Entwicklung von Krebsmedikamenten und habe zwischenzeitlich auch im Ausland (London) gelebt. Dabei nehme ich mir Zeit für meine Hobbies, die mir wichtig sind und die mir Spass machen: ich reise gerne in ferne Länder, um neue Kulturen kennenzulernen (Highights waren u.a. Uganda, Borneo und Bhutan) und geniesse dabei tolle Momente mit meiner Fotokamera einzufangen; zudem bin ich gerne in den Bergen unterwegs und liebe es zu tanzen (seit fast 15 Jahren Salsa / Latin).

Spielst Du heute manchmal noch aktiv? Hast Du überhaupt noch einen Bezug zum Curling? Verfolgst Du die Meisterschaften noch und kennst Du die Spitzenteams?

Ich verfolge die Curlingszene natürlich immer noch – national und international. Dabei sehe ich viele der bekannten Gesichter aus den «guten alten Zeiten» wieder, die jetzt aber mehrheitlich als Coaches unterwegs sind und damit etwas an den Curlingsport zurückgeben. Ich habe selbst 2020-2022 als Co-Coach das Juniorinnenteam von Basel (Team Blackham) unterstützt; es ist schön junge, talentierte und motivierte Curlerinnen auf ihrem Weg zu begleiten.

Ich spiele leider nur noch (zu) selten Curling, entweder Basler Meisterschaften oder auch mal ein Turnier. Nächstes Jahr sind es 40 Jahre, die ich Curling spiele; sicherlich bin ich weniger beweglich als früher und es kommt wohl auch öfter mal vor, dass ich neben den Besen spiele – aber die Freude bleibt!

MADLAINA BREULEUX

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