Lieber Pit, wann und wie bist Du zum Curling gekommen?

Tatsächlich kam ich durch meinen curlingbegeisterten Vater in der alten und mittlerweile ersetzten Curlinghalle in Schaffhausen zum Spiel mit Stein und Besen. Zudem gab es in Schaffhausen schon damals gut besetzte Turniere (etwa IWC-Trophy), an denen man Spitzenteams beobachten und Präzision und Teamwork hautnah erleben konnte. Glücklicherweise gab es zu meiner Zeit einen kleinen Freundeskreis, bei dem es ähnlich aussah mit Curling-spielenden Eltern und dank Stefan Naef bildete sich ein cooles und starkes Juniorencenter in Schaffhausen.

Was war Dein persönliches Highlight in Deiner Curling-Karriere?

Weltmeistertitel und Olympiamedaill habe ich wohl klar verpasst, aber ein paar ganz ordentliche Partien und Turniersiege waren sicher dabei. 2. und 3. Platz bei den Junioren-Schweizermeisterschaften, 4. bei den Herren (bei den Senioren wird es dann der 5. Platz sein).

Meine ersten Juniorenerfolge feierte ich unter der Flagge von Schaffhausen, es folgte ein Abstecher zu Grindelwald (Team Benjamin Anderegg) und dann die grosse Liebe mit dem CC Wallisellen unter Coach Rolf Siegrist. Dann der Wechsel in die Elite zu GC Zürich – ein toller Club, der uns viel ermöglicht hat. Wahrscheinlich die schönste und aufregendste Zeit, da wir anfänglichen Startschwierigkeiten einen rasanten Aufstieg in die damalige A-Liga und an die Schweizermeisterschaft schafften. Interessanterweise taten wir uns gegen die damals grossen Namen wie Patrick Hürlimann, Ralph Stöckli, Andi Schwaller, Yannick Renggli, Stefan Karnusian oder Bernhard Werthemann viel leichter als gegen die vermeintlich Schwächeren. Nur gegen Andre Flotrons St. Moritz haben wir eigentlich immer alt ausgesehen – deshalb wohl auch mein Wechsel zu St. Moritz als Frontender :).

Ein wenig international wurde es mit dem belgischen Curling-Nationalteam dank Doppelbürgerstatus – ein lustiges Experiment, aber es war leider Curling und nicht Fussball.

Was hat Dich damals bewogen, einen abrupten Schlussstrich zu ziehen?

Einen bewussten Schlussstrich wollte ich gar nicht ziehen, es kam einfach alles etwas anders als gedacht. Beruflich hatte sich eine tolle Chance in einem kleinen, aber feinen Unternehmen aufgetan, die ich unbedingt packen wollte und etwas später kam dann noch die Liebe im gar nicht so fernen, aber leider nicht sehr Curling-affinen Österreich dazu. That´s it.

Spielst Du manchmal noch aktiv? Beispielsweise wenn Du auf Besuch in der Heimat bist?

Leider nur, wenn wir über Weihnachten (normalerweise alle 2 Jahre) in Schaffhausen bei meinen Eltern zu Besuch sind. Meine Söhne finden den Sport super und machen gerne mit. Mein Bruder Samie übernimmt dann jeweils die Rolle des Instruktors (kommt bei den Burschen besser an). Da meine Curlingschuhe etwas auseinandergefallen waren, wurden sie in meiner Abwesenheit versehentlich weggeworfen. Jetzt ist es nicht mehr dasselbe.

Hast Du sonst noch einen Bezug zum Curling? Verfolgst Du die Meisterschaften noch und kennst Du die Spitzenteams?

So lala. Curling an sich finde ich immer noch super und wenn internationale Grossanlässe sind (EM, WM oder Olympia) und es Live-Übertragungen oder Zusammenfassungen gibt, dann immer noch sehr gerne. Aber die erweiterte Spitze oder irgendwelche Geheimtipps respektive Nachwuchshoffnungen kenne ich leider nicht mehr.

Wie Du sicher mitbekommen hast, ist Schaffhausen Austragungsort der Männer-WM 2024. Werden wir Dich als Zuschauer sehen?

Auf jeden Fall! Das Eröffnungswochenende an Ostern sollte eigentlich klappen.

Könntest Du die Zeit zurückdrehen: Würdest Du Curling wieder dieselbe Bedeutung zumessen? Und würdest Du zum selben Zeitpunkt quittieren?

Ich habe Curling immer geliebt und der Sport und die Menschen, die damit verbunden sind, haben mir unglaublich viel gegeben. Gerade die Jahre bei GC waren einzigartig und die verschworene Einheit, die wir gebildet haben, war etwas sehr Wertvolles, etwas sehr Authentisches. Es war eine schöne Zeit und ich bin sehr dankbar, dass ich so etwas miterleben und Teil davon sein durfte. Und ich glaube, diese gemeinsame Erinnerung wird uns immer berühren.

Also ja, natürlich würde ich heute alles anders machen, aber ich bin super glücklich, wie ich es gemacht habe 🙂 .

Die Meisterschafts-Premiere im Zürcher Dolder

Die Meisterschafts-Premiere im Zürcher Dolder

 

Mit dem Junioren-Team aus Wallisellen auf dem Podest - Vizeschweizermeister in Genf.

Mit dem Junioren-Team aus Wallisellen auf dem Podest – Vizeschweizermeister in Genf.

 

Der Abstecher nach Grindelwald zu Skip Benjamin Anderegg (hier zusammen mit den Grindelwaldner Juniorinnen).

Der Abstecher nach Grindelwald zu Skip Benjamin Anderegg (hier zusammen mit den Grindelwaldner Juniorinnen).

 

Erneut bei Wallisellen – und in fast derselben Formation später beim Grasshopper Club Zürich.

Erneut bei Wallisellen – und in fast derselben Formation später beim Grasshopper Club Zürich.

 

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