Selina Witschonke, Elena Mathis und Marina Loertscher: Ein «Daumen hoch!» für die Spitzensport-RS 

Patrick Kindl, Mitarbeiter Geschäftsstelle SWISSCURLING 

Magglingen, 06:55 Uhr: Am 19. März 2021 traten Selina Witschonke, Elena Mathis und Marina Loertscher zum letzten Mal zum Antrittsverlesen an. Die Curlerinnen des Team St. Moritz absolvierten während 18 Wochen die Spitzensport-RS in Magglingen und profitierten dabei von einem idealen Trainingsumfeld. Die Bronzemedaillen-Gewinnerinnen der diesjährigen Elite Schweizer Meisterschaft blicken auf eine unvergessliche Zeit zurück.

Voller Vorfreude und Neugierde rückten die St. Moritzerinnen am 26. Oktober 2020 in Magglingen ein. Dennoch hätten sich Selina, Elena und Marina den Start der Rekrutenschule wohl anders gewünscht. Normalerweise erhalten die Rekruten in den ersten drei Wochen die allgemeine Grundausbildung, wobei auch hier bereits ausreichend Zeit für sportartspezifisches Training eingeräumt wird. Ein positiver Corona-Fall stellte den Ausbildungsplan des Teams auf den Kopf: Quarantäne statt Ausbildung. Cardioübungen statt Eis-Training. Schnell wurden von der Armee und Martin Rios – der als RS-Betreuer fungierte – Ausdauergeräte und Material für das Krafttraining organisiert. In Einzelzimmern spulte das Trio per Videoübertragung täglich zwei Trainingseinheiten ab. Trotz Quarantäne wuchs die gesamte RS-Gruppe sportartübergreifend schon in den Anfängen zusammen. «Da wir unsere Zimmer nicht verlassen durften, mussten unsere Kameraden die Mahlzeiten vor die Zimmer bringen. Bereits da wurde uns bewusst, was für eine tolle und hilfsbereite RS-Gruppe wir haben», sagt das Team.

Die nachfolgenden 15 Wochen standen dann ganz im Zeichen der Leistungssteigerung. Nebst den Trainings standen zusätzliche Ausbildungen mit militärischen, aber auch sportlichen Inhalten, wie Medienausbildung, Mentaltraining und Ernährung im Programm.

In der Dunkelheit, bei jedem Wetter und im richtigen Tenue, wartete das Trio als RS-Gruppe in der korrekten Aufstellung auf ihren Feldweibel. Nach dem Durchnummerieren folgte der Befehl, in die «Achtungsstellung» zu gehen. Anschliessend ertönte die Nationalhymne, die durch klangvollen Gesang begleitet wurde, bevor das Trio motiviert in ihren Trainingsalltag startete.
Am Morgen stand jeweils ein Off-Ice-Training auf dem Plan. So wurden entweder zwei Stunden Krafttraining oder eine Stunde Ausdauertraining absolviert. Insbesondere im physischen Bereich erzielte das Team enorme Fortschritte: «Durch das viele und strukturierte physische Training fühlen wir uns fitter, athletischer und wir konnten unsere Grenzen und den eigenen Körper besser kennenlernen. Wir werden in Zukunft das Physistraining gezielter und mit mehr Know-how anwenden können».

Tägliches Krafttraining in Magglingen

Tägliches Krafttraining in Magglingen

Nach den Mittagsmahlzeiten erfolgte die Verschiebung ins nationale Leistungszentrum Biel. Dort hatten sie unter der Leitung von Martin Rios zwei Trainingseinheiten à 1.5 Stunden auf dem Eis. Im Zentrum standen diverse Themen, wie Technik, Taktik oder Wettkampfsimulation. Skip, Raphaela Keiser, die nicht Teil der Spitzensport-RS war, stiess während drei Tagen pro Woche dazu. Auch sie konnte von der Infrastruktur in Magglingen profitieren. Die gemeinsamen Eistrainings als ganzes Team hat das junge Quartett weitergebracht: «Dank den vielen Stunden auf dem Eis haben wir unsere Technik und die Konstanz verbessern können. Wir hatten genug Zeit auch mal Neues auszuprobieren und sich gegenseitig im Team nochmals besser kennenzulernen». Die Trainingsgestaltung hätte für das Team nicht besser sein können: «Dank der guten Zusammenarbeit mit Martin Rios, konnte das Team all seine Wünsche und Anliegen in die Trainings einbringen. Durch die Inputs von Martin, Binia und weiteren Trainern war das Training für uns perfekt».

Die Zeit am Abend stand für Regeneration, Mentaltraining und natürlich dem wohlverdienten Abendessen zur Verfügung.

Dass die Spitzensport-RS exakt in die Corona-Pandemie fiel, hatte sowohl Vor- als auch Nachteile. Während der Rekrutenschule herrschten zahlreiche Einschränkungen. Auf einige militärische Grundausbildungen musste verzichtet werden. Turniere fanden bekanntlich nur wenige statt. Dies stellte sich schlussendlich auch als Vorteil heraus, da andernfalls viele internationale Wettkämpfe ohne die St. Moritzerinnen stattgefunden hätten.

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V.l.n.r., stehend: Oberst i Gst Marco Mudry (Kommandant Kompetenzzentrum Sport der Armee / Spitzensport RS 79), Stabsadj Urs Walther und Brigadier Stefan Christen (Kommandant Lehrverband Genie/Rettung/ABC), Martin Rios (RSBetreuer) mit dem Team des CC St. Moritz

Nebst Training und Ausbildung erwies sich auch der gegenseitige Austausch mit Athletinnen und Athleten aus anderen Sportarten als wertvoll: «Wir konnten uns viel mit den anderen Athleten unterhalten. Es war sehr spannend, einen Einblick in andere Trainingsarten zu erhalten und Herausforderungen in anderen Sportarten kennenzulernen. Wir haben nicht nur als Sportlerinnen profitieren können, sondern haben auch neue Freunde gewonnen».

Für die Curlerinnen des Team St. Moritz ging Ende März eine unvergessliche, lehrreiche und sehr interessante Zeit zu Ende. «18 Wochen lang als Profisportler mit optimalen Trainingsmöglichkeiten zu leben, ist für jede Athletin und jeden Athleten ein Traum. Wir sind überzeugt, dass wir einen grossen Schritt in Richtung unserer Karriereziele gemacht haben», hält das Team abschliessend fest. Dank vielfältiger Fördergefässe kann das Team weiterhin auf die Unterstützung der Armee zählen. Folglich können Wiederholungskurse beispielsweise in Form von Trainingslagern absolviert werden. Die Spitzensport-RS bietet den Athleten eine grosse Unterstützung auf ihrem Weg zur Erreichung ihrer sportlichen Ziele. Für die nationalen Sportverbände ist die Schweizer Armee damit ein wichtiger Partner.

Für St. Moritz war es eine kurze und dennoch erfolgreiche Saison. An den wenigen Turnieren brillierten sie mit guten Resultaten. Die Basis in der Elite ist somit gelegt, auf welche das Team weiterhin aufbauen möchte. Wie alle Curlerinnen und Curler hofft das Team, bald wieder mehrere Turniere spielen zu können, um weiterhin viel Erfahrungen sammeln zu können.

Nachfolger stehen bereits fest

Das Glarner Team mit Skip Marco Hösli, Philipp Hösli, Marco Hefti und Justin Hausherr wurde in Zusammenarbeit mit Swiss Olympic und der Armee für die kommende Spitzensport-RS selektioniert. Damit profitieren die Vize-Juniorenweltmeister von 2019 als nächstes Curling-Team von einem idealen Trainingsumfeld. Start der Rekrutenschule ist der 1. November 2021.

Teamfoto Glarus

Das nächste Team für die Spitzensport-RS steht schon bereit: CC Glarus mit (v.l.n.r.) Marco Hösli, Philipp Hösli, Marco Hefti und Justin Hausherr. Coach Rolf Hösli (ganz rechts) hat bereits ausgedient

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