Die klingenden Namen im Schweizer Curling sind fast ausnahmslos mit Medaillen und internationalen Erfolgen verknüpft; es gab und gibt aber seltene Persönlichkeiten, die haben ihre Dienste grösstenteils neben dem Eis geleistet und unseren Sport auf diese Weise mitgeprägt.

Daniel Grünenfelder gehört bestimmt dazu. Jahrzehntelang war er als «normaler Funktionär» schier überall anzutreffen, wo es im Curling etwas zu bewegen gab: Angefangen als «Spielleiter Meisterschaften Region Zentralschweiz» war er am Aufbruch der Regionen und Zentralisieren der Wettbewerbe beteiligt und endete als Verantwortlicher für die gesamte Elite Meisterschaften, die seither als Swiss Curling League betrieben wird. Zeitgleich übernahm er die Vorbereitung und Begleitung sämtlicher Teams an Europa- und Weltmeisterschaften sowie an die Olympischen Spiele.

Ungewöhnlich an Daniels «Karriere» war sein stetes Engagement für die Sache: Er folgte nie dem Lockruf des Ruhms und zog es vor, auch abseits der Glanzlichter seine Ideen umzusetzen. So war er beispielsweise am Aufbau der beliebten Schweizer Breitensportmeisterschaften beteiligt und sass ebenso im allerersten Komitee der damaligen «World Curling Tour Europe».

Offen, direkt, unverblümt: So wurde Daniels Art gleichwohl geschätzt und «gefürchtet». Er hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, zu sehr war der Curlingsport für ihn eine Herzensangelegenheit und das ist – erfreulicherweise – noch immer genauso.

Lieber Dänu, spielst Du noch aktiv Curling und hast Du vielleicht noch immer gewisse «Ämtli» inne?

Nach der Senioren-WM 2015 in Sotschi (Russland) steckte ich zurück, aktuell spiele ich noch die Berner Curling Meisterschaft und unsere Club Meisterschaft, sehr selten mal ein Turnier. Aber wer weiss, vielleicht « sticht mich ja noch plötzlich wieder der Hafer » und ich spiele mit einem Team nochmals bei der Senioren-Meisterschaft mit?

Ein eigentliches Amt im Curling habe ich nicht mehr, bin auch nicht mehr im Organisationskomitee des GP Bern Inter, helfe aber immer wieder gerne als Fotograf aus, beispielsweise auch am Berner Damen Cup.

Verfolgst Du die Meisterschaften noch und kennst Du die Spitzenteams noch immer genauso gut?

Die aktuellen nationalen Meisterschaften der Elite verfolge ich nicht mehr gross; dafür mehr die Senioren/Seniorinnen-Meisterschaften. Okay, das ist teils wohl « altersbedingt », aber für mich sind das noch Meisterschaften, wo es für jedes Team um etwas geht und von Anfang an die Spiesse gleich lang sind! Natürlich kenne ich die Elite-Spitzenteams noch immer, aber um ehrlich zu sein: Für mich sind das keine wirklichen Elite-Curling-Meisterschaften mehr, sondern nur noch so etwas wie Alibiübungen, darum auch mein nicht mehr wirklich gross vorhandenes Interesse.

Es ist schade, was man aus der Swiss Curling League (SCL) gemacht hat, denn die SCL zählt ja auch nicht mehr viel. Als ich vor Jahren bezüglich SCL und deren Stellenwert nachfragte, erhielt ich von einem damaligen Vorstandsmitglied die Antwort, dass in erster Linie das internationale Geschehen und Abschneiden zähle, die SCL sei nur noch zweitrangig. Man stelle sich das mal im Fussball, Eishockey oder sonstigen Mannschaftssportart vor!

Gut, ich denke das Format «Mixed Doubles» hat dann auch noch Einiges dazu beigetragen, erst recht, als diese Disziplin dann tatsächlich auch noch olympisch wurde. Für mich persönlich völlig überflüssig, aber das ist meine ureigene Meinung, und dabei bleibe ich – trotz dem Wissen darum, dass es dabei dem Weltverband und den Initianten vermutlich vor allem darum ging, die im « Vierercurling » nicht so erfolgreich mitspielenden Nationen mit der Einführung des Mixed Doubles bei Laune zu halten. Aber eine Weltmeisterschaft hätte gereicht. Vor allem: Was könnte passieren, sollten die Olympischen Wettbewerbe reduziert werden und es heissen würde, Curling erhält nur noch einen Wettbewerb? Auf welche Disziplin würde dann gesetzt?

Die Auftritte der Schweizer Teams an den internationalen Meisterschaften verfolge ich schon und freue mich, wenn sie mit tollen Leistungen aufwarten und mit einem Medaillengewinn abschliessen. Trotzdem, denke ich, sollte man nie vergessen, dass Medaillen etwas « Eigenes » an sich haben: Sie können glänzen, aber auch (ver)blenden!

Klar ist auch für mich, dass sich der Curlingsport verändert, immer aufwändiger wird für die Spitzenteams, « moderner », athletischer… was war, ist Vergangenheit. So als ein Beispiel der Veränderungen, die wohl nicht nur für mich auffallend und erstaunlich war, war das ganze Theater ums Thema «wischen» … ob das der Weisheit letzter Schluss war?

Hast Du das Curling «ersetzt» durch einen anderen Sport, ein anders Hobby, Beruf, Familie?

Curling habe ich nicht ersetzt, das bleibt, aber wirklich nicht mehr so aktiv wie in « jüngeren » Zeiten. Ein anderes Hobby ist die Musik, natürlich nicht als Profi, nur Hobby, also keine Auftritte oder dergleichen, es macht einfach Spass mit meinen Kollegen in unserer « Feierabendband » etwas Blues, Rock oder Country zu spielen.

Als weiteres Hobby sind meine Frau und ich recht viel mit den E-Bikes unterwegs, natürlich meistens in unserer Umgebung, ab und zu sonstwo in der Schweiz, seit ein paar Jahren aber auch jeweils für eine Woche mit Schiff und E-Bike in Deutschland, Holland, Belgien oder in Kroatien. Das sind jeweils sehr tolle und erlebnisreiche Wochen. Für uns unbekannte, schöne Gegenden kennenlernen, wie auch interessante Leute aus diversen Nationen.

Was hat Dich damals bewogen, einen «Schlussstrich» zu ziehen?

Warum ein Schlussstrich im Verband? Weil sich ab 2010 neue Leute aufzudrängen begannen, die z.B. in Sachen SCL realitätsfremd von 64 Teams bei den Männern fantasierten, hinter meinem Rücken neue Pläne für die SCL schmiedeten; was daraus geworden ist, sehen wir nicht erst seit heute … Und da ich keine Lust verspürte, mit diesen neuen Leuten zusammen zu arbeiten, beendete ich nach 18 Jahren meine Verbandstätigkeit.

Könntest Du die Zeit zurückdrehen: Würdest Du Curling wieder dieselbe Bedeutung zumessen? Und würdest Du zum selben Zeitpunkt «quittieren»?

Dieselbe Bedeutung zumessen möglicherweise schon, warum nicht, hat viel Spass gemacht, Turniere und Meisterschaften zu spielen, sich neben dem Eis zu engagieren, zuerst im Club oder im OK der damaligen « Werktagsmeisterschaft » (Vorgängerin unser heutigen Berner Curling Meisterschaft), und später für die Curlerinnen und Curler, zuerst in der Region Zentralschweiz und später im Verband tätig zu sein. Es war eine interessante Zeit, machte immer viel Spass, ich lernte viele interessante Kolleginnen und Kollegen kennen, hatte tolle Begegnungen auf und neben dem Eis. (Anmerkung der Redaktion: Zwei besondere Erlebnisse, von Daniel erzählt, haben wir aus Platzgründen in der Online-Version untergebracht)

Trotz der vielen tollen und interessanten Momente lief auch nicht immer alles wie am Schnürchen, war nicht immer alles «eitel Friede, Freude, Eierkuchen», sondern ab und zu ein ungerades Mal flogen auch die Fetzen, gab es auch heftige Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten, aber das musste so sein und gehörte dazu, wäre ja direkt langweilig gewesen ohne. Und ja, ich würde es erneut so machen und auch am Schluss würde ich genau gleich wieder quittieren!

Daniel Gruenenfelder

 

Daniel Gruenenfelder

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