Schaffhousen2024

 

 

«Mached mal öppis rechts», sagten Al Moore (ehemaliger Nationalcoach SWISSCURLING) und Andreas Schwaller (ehemaliger Chef Leistungssport SWISSCURLING) mit einer Prise Humor am Galaabend der Elite Schweizermeisterschaften 2015 in Schaffhausen. Die Worte richteten sich an Ueli Jäger, der zu diesem Zeitpunkt gerade die Leitung des KSS Freizeitparks Schaffhausen übernommen hatte. Gemeint war natürlich die Durchführung einer Weltmeisterschaft in Schaffhausen. Obwohl Jäger dieser Bitte anfangs etwas ungläubig und schmunzelnd gegenüberstand, liess ihn der Gedanke an einen solchen Grossanlass nicht mehr los: «Und so entstand nach den nötigen Abklärungen die Idee, in Schaffhausen eine Curling Weltmeisterschaft auszurichten», sagt der 54-Jährige, der in Rüdlingen (SH) am Rhein wohnt. Rund neun Jahre später ist aus der Vision Realität geworden. Höchste Zeit, den OK-Vizepräsidenten der Männer Curling Weltmeisterschaft 2024 näher kennenzulernen.

Lieber Ueli, wenn du nicht gerade eine Curling-WM mitorganisierst, bist du als Geschäftsführer des KSS Freizeitparks tätig. Was können wir uns darunter vorstellen?
Der KSS Freizeitpark in Schaffhausen gehört mit jährlich 400’000 Besuchern zur grössten Freizeitanlage in der Region. Die Anlage umfasst ein Hallenbad, ein Freibad, ein Fitnesscenter, einen Wellnesspark sowie einen Eispark mit einer Eishalle, einem offenen Eisfeld und einer Curlinghalle.

Was sind die Besonderheiten dieses Austragungsorts?
Ein grosser Vorteil sind sicherlich die kurzen Wege und die vielen Verbindungen zu den entsprechenden Personen oder Stellen, so dass man sich gegenseitig schnell und unkompliziert unterstützen kann. Das erleichtert  die Organisation einer WM sehr. Zudem sind wir international gesehen quasi ein Vorort von Zürich. Man könnte auch sagen, die WM findet in «Zurich North» statt, nur, dass es bei uns etwas günstiger ist (lacht).

Was pflegst du für einen Bezug zum Curlingsport?
Salopp gesagt einen rein beruflichen Bezug. Als Geschäftsführer dieser Anlage habe ich auch mit vielen Curlerinnen und Curlern zu tun. Jeweils bei Saisonende nehme ich an einem Plausch-Spiel teil. Das spielt mir in die Karten, weil es dann keine Rolle mehr spielt, ob das Eis beschädigt wird (lacht).

Und wie steht es um deine Curlingfähigkeiten?
Ich würde mal sagen, dass ich auch schon einen Stein ins Haus gebracht habe 😉 Ob es Zufall oder Können war, lassen wir offen.

Gibt es einen Curling-Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Im Jahr 2018 haben wir in Schaffhausen die Curling Europameisterschaft der Gehörlosen durchgeführt. Es war ein unglaublich faszinierender Anlass mit Menschen, die sich auf eine völlig andere Art und Weise verständigen. Die Lebensfreude, die Fairness und die Freude am Miteinander waren enorm. Es war bereichernd und bewegend, bei dieser EM dabei zu sein. Schlussendlich konnten auch wir wertvolle Sichtweisen mitnehmen, was die Lebenseinstellung und den gegenseitigen Umgang angeht. Auch heute denke ich noch oft daran zurück.

Du bist OK-Vizepräsident und zuständig für die Infrastrukturen. Was sind deine Kernaufgaben in diesem Bereich?
Kurz gesagt ist es die gesamte Koordination der Infrastruktur. Das ist nicht ganz einfach, weil wir das in dieser Form noch nie gemacht haben. Zentral sind auch die Absprachen mit dem Hockeyverein, der in der Arena seine Spiele austrägt. In meinen Aufgabenbereich fallen auch alle Bauten, die Tribünen, die Stromversorgung, das hauseigene Catering und noch vieles mehr. Daneben gibt es auch Berührungspunkte mit dem Sponsoring, da wir als Anlage viele Kontakte pflegen und einige davon auch als Partner für die WM gewinnen konnten. Dementsprechend ist es auch meine Aufgabe als Vizepräsident den Überblick über solche Themenfelder zu behalten.

Welche Herausforderungen beschäftigen dich zurzeit?
Das Festlegen der eigenen Sponsoringauftritte in Absprache mit dem Weltverband. Es muss definiert werden, wer welche Möglichkeiten hat. Unser Ziel ist es, die Einschränkungen für den Veranstalter so gering wie möglichst zu halten.

Und was bereitet dir in dieser Rolle besonders viel Freude?
Es ist die Faszination, erstmals eine WM in einer olympischen Sportart in Schaffhausen durchzuführen, und das auf unserer Anlage mit den eigenen Leuten. Das ist wohlgemerkt auch eine grosse Ehre.

Wie sieht der Stand der Dinge allgemein aus? Gibt es besondere Meilensteine, die zwischenzeitlich erreicht wurden?
Wir haben nun alle Sponsorenplätze vergeben, was sehr erfreulich ist. Ausserdem ist der Ticketverkauf erfolgreich gestartet. Für das Finalwochenende sind bereits über 50% der Tickets vergriffen. Unter der Woche gibt es mehr verfügbare Plätze. Nach dem anfänglichen «Hype» läuft der Verkauf nun kontinuierlich. Wenn es so weiter geht, werden wir sehr gut besetzt sein, was natürlich auch eines von vielen Zielen ist.

Erwähnenswert ist auch die positive Resonanz auf unser Angebot für Schüler. In Zusammenarbeit mit einem Sponsor bieten wir den umliegenden Schulen ein lukratives Angebot. Die Schülerinnen und Schüler werden mit einem organisierten Transport abgeholt und können ausgewählte Spiele kostenlos verfolgen und für Stimmung sorgen. Damit wollen wir sicherstellen, dass möglichst viele Jugendliche den Curlingsport näher kennen lernen. Dies kann selbstverständlich auch mit der Ausleihe eines Learn to Curl-Sets gelingen, die im Sommer von SWISSCURLING an das Sportamt Schaffhausen übergeben wurden. Nach der Publikation des Angebots haben sich in der ersten Woche schon drei Schulhäuser mit je 100 Schülerinnen und Schülern angemeldet. Wir schätzen das Engagement und die Initiative der Lehrpersonen sehr.

Ansonsten handelt es sich eigentlich um einen kontinuierlichen Prozess, den wir bereits aus den Vorbereitungen der abgesagten Frauen-WM schon kennen. Und trotzdem macht es das natürlich nicht einfacher, wir müssen immer alles durchdenken und hinterfragen. Es gibt noch viel zu tun.

Was ist dein persönlicher Wunsch für die WM?
Ich wünsche mir einen möglichst reibungslosen Ablauf. Dazu gehören gutes Eis, viele Zuschauer, zufriedene Helferinnen und Helfer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie gute Kontakte zu dankbaren Spielerinnen und Spielern. Am Ende sollen es einfach begeisternde 10 Tage werden.

Wen schlägst du als nächsten Interviewpartner vor?
Marco Gabrieli wäre die logische Folge, oder? 😊

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